Gesundheit & Vorsorge

Bakterien sind mehr Partner als Gegner

Der sichere Umgang mit Antibiotika erfordert einen differenzierten Blick auf die Mikroorganismen. Wussten Sie, dass Sie auf und in Ihrem Körper mehr Bakterien tragen als Sie eigene Körperzellen haben? Ein Leben ohne Bakterien ist unmöglich. Und Bakterien werden am Ende der Zeit das letzte Wort haben, sagte Louis Pasteur – der Vater der modernen Infektionslehre – bereits vor fast 200 Jahren.

Bakterien übernehmen in unserem Körper zentrale Funktionen. Bakterien schützen Haut und Gastrointestinaltrakt vor Besiedlung mit schädlichen Mikroorganismen. In der Medizin spricht man von der physiologischen Flora. Die Verdauung von Nahrungsmitteln würde uns viel schwerer fallen, wenn wir nicht die Hilfe der Einzeller hätten. Auch bei der Bildung des Vitamin K spielen Bakterien eine entscheidende Rolle. Unser Immunsystem wird durch die Mikroorganismen stimuliert. Zu Unrecht werden Bakterien meist nur als Krankheitserreger wahrgenommen.

Auf der anderen Seite begann Mitte des letzten Jahrhunderts der Siegeszug der Antibiotika. Mit der „Wunderwaffe“ Antibiotikum verloren viele bakteriologische Erkrankungen ihren Schrecken. Hörschäden bei Mittelohrentzündungen wurden vermieden, Folgeerkrankungen beim Scharlach traten nicht mehr auf.
Aber Antibiotika lösten damit auch eine riesige Erwartungshaltung aus. In Nullkommanichts sollen heute alle Infektionserkrankungen geheilt werden. Unmöglich! Bei den häufigen Infektionserregern, nämlich Viren, hilft keine Wunderwaffe, sondern nur ein funktionierendes Immunsystem. Falsch eingesetzte Antibiotika lösen Nebenwirkungen aus. Die gesundheitsfördernde Darmflora kann anhaltend geschädigt werden. Durch wiederholte Anwendungen können sich allergische Reaktionen einstellen.
Heute weit mehr zu fürchten als vorübergehende Nebenwirkungen, sind Resistenzen. Unter einer Resistenz versteht man die genetische Anpassung eines Bakteriums an ein Antibiotikum. Die bakterienbekämpfende Wirkung des Arzneimittels geht verloren. Einigen Bakterien gelingt es sogar multiresistent zu werden, d.h. viele oder sogar alle Antibiotika wirken nicht mehr. Je häufiger man Antibiotika einsetzt, desto häufiger entstehen Resistenzen. Durch multiresistente Keime sterben jedes Jahr tausende von schwerkranken Patienten – Kinder wie Erwachsene. Ein zurückhaltender Umgang mit Antibiotika ist geboten.

Helfen Sie also mit, Antibiotika sinnvoll einzusetzen!

Helfen Sie mit, den Krankheitserreger richtig zu bestimmen. Beim Arztbesuch können die Hinweise für bakterielle oder virale Infekte miteinander abgewogen werden. Beachten Sie, dass Antibiotika bei viralen Erkrankungen wirkungslos und mitunter gefährlich sind. Haben Sie Geduld im Umgang mit Infektionserkrankungen. Kontrolluntersuchungen oder mikrobiologische Untersuchungen können Sicherheit im Umgang mit der Erkrankung geben. Vertrauen Sie darauf, dass besonders der kindliche Organismus viele Infektionserkrankungen eigenständig abwehren kann. Sorgen Sie dafür, dass durch den sparsamen Einsatz Antibiotika weiter gut funktionieren.